John Steed and The Avengers in books -
Reviews
Richard McGinlay & Alan Hayes:
With Umbrella, Scotch and Cigarettes. An Unauthorised Guide to The Avengers Series 1, Hidden Tiger 2014

384 Seiten - Englische Sprache (veröffentlicht 9. September 2014)
„With Umbrella, Scotch and Cigarettes. An Unauthorised Guide to The Avengers Series 1“, Hidden Tiger (2014).

Der Titel des neuen Buches von Alan Hayes und Richard McGinlay hört sich beinahe wie die Auflistung von Rezeptzutaten an, aus denen eine der erfolgreichsten Serien der britischen TV Geschichte hergestellt wurde: „The Avengers“.

Im September 2014 haben die beiden Autoren mit „With Umbrella, Scotch and Cigarettes. An Unauthorised Guide to The Avengers Series 1“ ihr zweites Gemeinschaftswerk veröffentlicht, das die verlorene erste Staffel der britischen TV Serie „The Avengers“ zum Gegenstand hat.
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Autorenteam im Verbund mit Alys Hayes den ersten Band einer Triologie veröffentlicht, die sich mit der Geschichte der legendären, verschollenen ersten Staffel der „The Avengers“ beschäftigt, von deren insgesamt 26 Folgen bedauerlicherweise nur zwei vollständig und eine weitere in Teilen erhalten sind.

In „The Strange Case of the Missing Episodes. The Lost Stories of The Avengers Series 1“ - ebenfalls erschienen bei Hidden Tiger - war es den Autoren gelungen, Rekonstruktionen der Episodenhandlungen zu erstellen, die auf den erhaltenen Produktions- und Kameraskripten, Mitschriften oder Zusammenfassungen, verschiedenen Aufzeichnungen sowie Photomaterial und Erinnerungen von an der Produktion beteiligten Personen basierte, die während der ersten Staffel der Serie erstellt worden waren.
Hayes und McGinlay setzen mit der Buchpublikation systematisch die Arbeit fort, die bereits zur Aufnahme von Nacherzählungen von insgesamt 14 Episoden der ersten Staffel geführt hatten, die als Bonusveröffentlichungen seit 2009 auf den „The Avengers“ DVDs von Optimum Releasing und anderen DVD Editionen zu findensind. Die fundierte Auseinandersetzung mit der ersten Staffel von „The Avengers“ wurde anschließend auf der Internetseite  von Alan Hayes  fortgesetzt, an der seit einigen Jahren auch Richard McGinlay mitarbeitet.

Die Triologie über die erste Staffel von „The Avengers“ soll im kommenden Jahr mit dem letzten Band über die Anfänge der Erfolgsserie ihren Abschluss finden. Der Titel der geplanten Publikation „Police Surgeon. Dr Hendry's Casebook“ verweist dabei auf diejenige Serie, ohne deren Konzept „The Avengers“ vermutlich nie entstanden wäre.


Das neue Buch „With Umbrella, Scotch and Cigarettes. An Unauthorised Guide to The Avengers Series 1“ ist das Ergebnis sorgfältiger Recherchen der Autoren in verschiedenen Archiven, der kritischen Auseinandersetzung mit bereits publizierter Literatur, vergleichender Studien verschiedener Quellen und scharfsinniger Analysen, die sich anders als „The Strange Case of the Missing Episodes. The Lost Stories of The Avengers Series 1“ nicht primär mit der Handlung der Folgen, sondern vielmehr mit deren Produktion, den Personen, welche die Erfolgsgeschichte der Avengers mittrugen, und der Resonanz auf die erste Staffel beschäftigen.

Ein wohldurchdachtes Konzept gliedert das Buch in vier Großabschnitte, deren jeweilige Auftaktseite mit Zeichnungen von Shaqui le Vesconte, einem Künstler, mit der Hayes und McGinlay erstmals zusammenarbeiten, illustriert wurde.
Die Entstehungsgeschichte der „The Avengers“ bildet den Auftakt von „With Umbrella, Scotch and Cigarettes. An Unauthorised Guide to The Avengers Series 1“. Woher stammt die Idee zu „The Avengers“, wer waren ihre geistigen Väter, weshalb entschied man sich für die Schauspieler Patrick Macnee und Ian Hendry? Eine Untersuchung der 26 Episoden, die der Produktionschronologie folgt, schließt sich diesem ersten Abschnitt an.
Diese Passage bildet den umfangreichsten Teil des Buches. Hierbei wird der Inhalt der Episoden kurz angerissen, ohne jedoch deren Ausgang oder kompletten Inhalt dem Leser vorwegzunehmen, der „The Strange Case of the Missing Episodes. The Lost Stories of The Avengers Series 1“ noch nicht gelesen hat. Daran schließt sich eine Liste der Schauspieler und des Produktionsteams an, die beim Dreh der Episode beteiligt waren; beleuchtet werden aber auch die Castings und Besonderheiten, die sich bei der Produktion der Folgen ergaben, beispielsweise klärt sich die Frage, warum Patrick Macnees Name zwar in jedem Vor- und Abspann der Episoden erscheint, tatsächlich John Steed aber nicht in allen Folgen der ersten Serie mitwirkte oder welche Folgen ein längerer Streik in der Filmindustrie für die Serie hatte. Detaillierte Informationen über die Produktion schließen sich an. Von Produktionsassistenten, über das Kamerateam bis hin zum Regisseur werden die Personen aufgelistet, die bei den jeweiligen Episoden eine Rolle spielten. Natürlich belassen es Hayes und McGinlay nicht bei einer Aufzählung von Namen, sondern stellen über sorgfältig recherchierte Biographien die Personen vor, die maßgeblich den Erfolg der Serie ermöglicht haben.
Da die Serie bei ihrem Erscheinen anfänglich nicht landesweit im Vereinigten Königreich gesendet wurde, gilt den Informationen, zu welchem Zeitpunkt und in welchen Landesteilen die Episoden zum ersten Mal ausgestrahlt wurden und welche Einschaltquoten (TAM Rating), Zuschauer- und Pressereaktionen sie erzielten, ein besonderes Augenmerk. Ebenso ausführlich geklärt werden die Fragen nach den Drehorten und den Beständen an Archivmaterial, die überhaupt noch zu jeder einzelnen Folge erhalten sind. Schmunzeln löst der Abschnitt über die Produktionspannen aus (Collateral Damage), die teils durch die Liveausstrahlung der ersten zehn Folgen bedingt waren, sich andererseits aber auch in manchen „The Avengers“ Folgen späteren Produktionsdatums fortgesetzt haben.

Eine Sequenz, die besonders deutlich die Qualität der Arbeit von Alan Hayes und Richard McGinlay beleuchtet, ist „Matters Arising“, der häufig vorletzte Abschnitt der Episodenbesprechung. Hierbei werden Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Folgen untersucht, sowie Fehler und Widersprüchlichkeiten entflochten, die sich als fehlerhafte Informationen teils über Jahrzehnte vor allem in der Literatur über „The Avengers“ fortgesetzt haben. Dabei korrigieren die Autoren beispielsweise Zuordnungsirrtümer von Material zu einzelnen Episoden oder stellen widersprüchliche Aussagen in Büchern, Zeitungen oder Interviews einander gegenüber.
Bisweilen müssen aber auch sie sich auf eine „nur“ begründete Vermutung zurückziehen, wenn nämlich die Informationsdichte zu bestimmten Sachverhalten zu gering ist, um eine eindeutiges Urteil zu fällen. Der sorgsame Nachweis der Quellen und Herkunft ihrer Informationen verstärkt den Eindruck einer äußerst professionellen Arbeit.

Den Abschluss jeder Episodenbesprechung bildet eine Beurteilung der Gesamtepisode durch die Autoren. Hier klingen auch kritische Töne an, die manche Unausgewogenheit der Serie bemängeln, wie z.B. allzu große Ähnlichkeiten bei der Handlung einzelner Folgen oder die teils unscharfe Abgrenzung des Genres, da in der ersten Staffel die klassischen Agentengeschichten bei den Folgen eher in der Minderheit waren. Aber trotz allem spürt man deutlich die Liebe der Autoren zu der Serie, der sich sich verschrieben haben, und dass sich beide mehr als nur einmal wünschen, einen Blick auf die verschollenen Episoden werfen zu können.

Der dritte Teil des Buches setzt sich mit den Entwicklungen auseinander, mit denen sich die Produktion von „The Avengers“ konfrontiert sah, nachdem Ian Hendry, der die ursprünglicheHauptfigur der Serie, Dr. David Keel, verkörperte, die „The Avengers“ am Ende der ersten Staffel verließ. Welche Weichen wurden nun gestellt, die Patrick Macnee den Aufstieg zum gefeierten Serienstar als Agent John Steed ermöglichten? Welche neuen Konzeptionen wurden geschaffen, die dazu führten, dass mit „The Avengers“ eine Serie entstand, die einzigartig unter den TV Produktionen der 60er Jahre blieb, weil sie eine weibliche und eine männliche Heldenfigur konzipierte, die gleichberechtigt miteinander arbeiten würden?

Das Abschlusskapitel des Buches stellt mit „The White Rook“ und „Fifi and the Scorpion“ zunächst zwei Entwürfe für Episoden vor, die nicht in Drehbücher umgesetzt wurden. Daran schließt sich eine Besprechung von „The Drug Pedlar“ an, dem ersten „The Avengers“ Comic überhaupt und zugleich dem einzigen zur ersten Staffel der Serie. Ebenfalls wird die 1990 veröffentlichte „The Avengers“ Erzählung „Too Many Targets“ vorgestellt, in der auch Charaktere der ersten Staffel auftraten. Abgerundet wird das Buch mit einer Bibliographie und Hinweisen zu Veröffentlichungen auf DVDs und anderen Medienträgern.


„With Umbrella, Scotch and Cigarettes. An Unauthorised Guide to The Avengers Series 1“ ist ein Muss für jeden „The Avengers“ Fan, der sich mit der Geschichte der Erfolgsserie beschäftigen möchte. Auch bei einer hohen Informationsdichte ist es Richard McGinlay und Alan Hayes gelungen, ein äußerst unterhaltsames Buch zu verfassen, das durch seinen angenehm zu lesenden Schreibstil viele neue und lesenswerte Informationen zu der verlorenen ersten Staffel vermittelt. Auch das liebevoll gewählte Design des Buches bei Schriftbild und Illustrationen ist stimmig. Und so zeigt der Einband des Buches, das als Hardcover und als Paperback erschienen ist, eine humorvolle Illustration zum Stoff aus dem „The Avengers“ Träume gemacht wurden: Umbrella und Bowler Hat, die in der Zukunft die Markenzeichen des Agenten John Steed werden würden, das Stethoskop von Dr. Keel, des Arztes, welcher der Serie ihren Herzschlag verlieh, ein kräftiger Schluck Patrick Macnee und ein Päckchen voll Ian Hendry. Nach der Lektüre des Buches bleibt an sich nur ein Wunsch offen - hoffentlich findet sich eines Tages auf einem Dachboden eine weitere verschollene Episode wieder.

Das Buch ist in englischer Sprache bei Hidden Tiger erschienen und als gebundene Ausgabe, im Paperback-Format und als E-Book zu erwerben.
C.Stutz
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